Der oder die
noch trinkende Alkoholiker/in macht laufend die Erfahrung, dass
ihn oder sie weder die eigenen guten Vorsätze noch die
moralischen Vorhaltungen Dritter vom Trinken abhalten. Mit dem
Verstand ist dem Alkoholismus nicht beizukommen. Erst der
vollständige Zusammenbruch des Trinkers - die existenzielle
Krise und das damit verbundene persönliche Chaos, Tiefpunkt
genannt - kann eine Wende im Leben eines Alkoholikers einleiten
und gibt die Chance der Umkehr ("Kapieren oder
Krepieren").
Hier setzen
die Anonymen Alkoholiker ein und vertreten beharrlich die
Ansicht, jeder Alkoholiker müsse erst seinen Tiefpunkt erreicht
haben, wobei der Tiefpunkt individuell zu sehen ist. "Wir
erkennen, dass wir nur durch die völlige Niederlage unsere
ersten Schritte auf dem Weg zur Befreiung und Stärke tun
können. Das Eingeständnis unserer persönlichen Machtlosigkeit
wird schließlich zum Fundament, auf dem ein zufriedenes und
sinnvolles Leben aufgebaut werden kann." Um es noch einmal
anders auszudrücken: Erst aus einem solchen Tief kann die
Erkenntnis wachsen und reifen, die der erste Schritt des
Programms der AA so formuliert: "Wir gaben zu, dass wir dem
Alkohol gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr
meistern konnten."
Im Tiefpunkt ist der noch leidende Alkoholiker offen für eine Wende in seinem Leben, wie weiter oben festgestellt wurde. Die Anonymen Alkoholiker nutzen diese Offenheit und erzählen dem noch Leidenden von ihrem eigenen Alkoholismus und von ihrer eigenen Wende und Umkehr. Sie hoffen dabei, dass der noch leidende Trinker Parallelen zu seinem eigenen Schicksal erkennt und damit seine geistige Umkehr beginnen kann.